François-Xavier Roth und Albrecht Mayer
Igor Strawinsky war ein Komponist der Avantgarde, griff aber auch das Erbe der Musikgeschichte auf. Beide Seiten zeigt François-Xavier Roth: Da ist zum einen das bahnbrechende Ballett Petruschka, das Jahrmarktsstimmung mit visionärer Klangsprache verbindet. In seinem Divertimento hingegen erweist Strawinsky den Balletten Tschaikowskys seine Reverenz. Nicht weniger graziös ist Bachs Oboenkonzert, hier zu hören mit dem philharmonischen Solisten Albrecht Mayer.
Bunt ist die Reihe der ständig wechselnden Vorbilder, an denen sich Igor Strawinsky im Verlauf seiner langen Karriere orientierte. Innerhalb der deutsch-österreichischen Tradition standen ihm Bach und Mozart sehr viel näher als Beethoven, Wagner lehnte der Komponist ab. In diesem Programm stellt François-Xavier Roth, der seit seinem Debüt 2015 ein breites Repertoire mit den Berliner Philharmonikern aufgeführt hat, Werke Strawinskys einem Oboenkonzert Johann Sebastian Bachs gegenüber. Der Abend beginnt mit der Orchestersuite aus Strawinskys Ballett Der Kuss der Fee, das auf einem Märchen von Hans Christian Andersen basiert und als Hommage an Tschaikowsky konzipiert wurde.
Für welches Instrument Bach sein A-Dur-Konzert BWV 1055 ursprünglich schrieb, ist unbekannt. Wie sehr der Komponist die in seiner Zeit neu eingeführte Oboe d’amore liebte, zeigt aber deren Einsatz in zahlreichen Kantaten. Der philharmonische Solo-Oboist Albrecht Mayer, der das Konzert hier interpretiert, feierte bereits Erfolge mit mehreren Bach-Einspielungen.
Im Rahmen des Strawinsky-Schwerpunkts des Orchesters in der Spielzeit 2021/22 erklingt in diesem Konzert nach Der Feuervogel und Le Sacre du printemps mit Petruschka auch das dritte große Werk, das Strawinsky in den 1910er Jahren für die Ballets Russes in Paris komponierte. Die dem Genre des russischen Volksmärchens entstammende Ballett-Handlung spielt in der Halbwelt der Gaukler und Schausteller und erzählt, wie sich auf einem Jahrmarkt die Marionetten eines Puppenspielers in lebende Menschen verwandeln. So farbenreich und stimmungsvoll fasste Strawinsky diese Geschichte in Töne, dass sie auch ohne Bühnen-Choreografie eine faszinierende Bilderwelt heraufbeschwört.
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