Christian Thielemann und Albrecht Mayer mit Werken von Strauss und Bruckner
Der internationale Ruhm Christian Thielemanns beruht nicht zuletzt auf seinen großartigen Bruckner-Interpretationen. In diesem Konzert dirigiert er das populärste Werk des Komponisten: die Vierte Symphonie. Wie der Beiname Romantische andeutet, lässt Bruckner hier die Vision einer besseren Vergangenheit auferstehen. Ein ähnlich nostalgischer Blick prägt das Oboenkonzert von Richard Strauss, mit dem der Abend beginnt. Solist ist Albrecht Mayer.
Einem Freund gegenüber hat Anton Bruckner eine historische Szene skizziert, die dem ersten Satz seiner Symphonie zugrunde liegen soll. Da ist von einer »mittelalterlichen Stadt« die Rede, von »Waldesrauschen« und von Rittern, die »auf stolzen Rossen hinaus ins Freie« sprengen. Man darf aber annehmen, dass Bruckner diese poetischen Beschreibungen erst nachträglich erdachte, um dem Publikum den Zugang zu seiner Musik zu erleichtern. Tatsächlich ist die Vierte Symphonie keineswegs Programmmusik, sondern wird »romantisch« durch die zwischen Stolz und Wehmut wogende Melodik, durch Hornrufe und archaische Fanfaren.
Richard Strauss hatte eine ausgesprochen niedrige Meinung von Bruckners Schaffen, das er als »stinklangweilige Bauernmusik« titulierte. Mag sein, dass Strauss – der sich lange als Speerspitze der Avantgarde verstand – diese Musik auch schlicht zu altmodisch fand. In seinem Oboenkonzert von 1945 allerdings, entstanden im Angesicht der Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs, träumt er sich selbst in die Historie. Und daher zähle – so Albrecht Mayer – das von Mozartscher Grazie durchzogene Werk »zum Innigsten und Feinsten, was Strauss jemals geschrieben hat«.
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