Semyon Bychkov dirigiert Mahlers Vierte und ein neues Werk von Larcher

Unter Mahlers Symphonien nimmt die Vierte durch ihre delikate Transparenz einen Sonderplatz ein: ein sonniges Idyll, das allerdings einer ständigen Bedrohung ausgesetzt zu sein scheint. »Es ist die Heiterkeit einer höheren, uns fremden Welt darin, die für uns etwas Schauerlich-Grauenvolles hat«, so Mahler. Dirigent dieser Aufführung ist Semyon Bychkov; mit Solist Kirill Gerstein ist zudem ein neues Klavierkonzert von Thomas Larcher zu erleben.

Drei Symphonien Gustav Mahlers sowie einen seiner Orchesterlied-Zyklen führen die Berliner Philharmoniker in der Saison 2020/21 auf. Zum Auftakt erklingt in diesem Konzert unter der Leitung von Semyon Bychkov die Vierte Symphonie. Ihr geht die deutsche Erstaufführung eines neuen Klavierkonzerts von Thomas Larcher voraus.

Larcher, der zunächst als Konzertpianist tätig war und mittlerweile zu den profiliertesten Komponisten der Gegenwart zählt, setzt sich souverän über alle Dogmen avantgardistischer Musik hinweg. In seinen emotional eingängigen Werken mischt er tonale Passagen mit ungewöhnlichen Klangexperimenten; in diesem Klavierkonzert stehen nun Momente von großer lyrischer Intensität neben massiven Klang-Ausbrüchen. Wie schon sein erstes Klavierkonzert komponierte Larcher auch sein zweites für den Dirigenten Semyon Bychkov, der sich besonders für die Aufführung seiner Werke engagiert. Solist Kirill Gerstein bestritt im Mai 2021 die erfolgreiche Uraufführung dieser Komposition.

Er wolle in seiner Musik »dünnhäutig bleiben«, sagte Larcher einmal, die Welt »filterlos an sich heranlassen« und »ein möglichst breites Gefühlsspektrum durchmessen«. Die Charakteristik passt auch gut zur Musik Gustav Mahlers. Dessen Vierte Symphonie steht zwischen zwei monumentaleren, dramatischeren und deutlich längeren Gattungsnachbarn. In ihrer Planungsphase bezeichnete Mahler sie als »sinfonische Humoreske«. Zwar mag ihr Beginn mit dem rhythmischen Schellenklirren an eine lustige Narrenkappe denken lassen, doch im Verlauf der Symphonie offenbart sich die Doppelbödigkeit der vermeintlichen Heiterkeit. Nach einem von weitem Atem geprägten langsamen Satz und einem Scherzo mit »verstimmter« Solo-Geige stimmt im Finale ein kindliches Sopran-Solo das Lied »Das Himmlische Leben« aus Des Knaben Wunderhorn an. Das besungene Paradies ist allerdings mitnichten so friedlich wie der Titel vermuten lässt: »Johannes das Lämmlein auslasset, / Der Metzger Herodes d’rauf passet«, heißt es da. Als Interpretin ist die israelische Sopranistin Chen Reiss erstmals in einem Konzert mit den Berliner Philharmonikern zu erleben.

Berliner Philharmoniker
Semyon Bychkov
Kirill Gerstein
Chen Reiss

© 2021 Berlin Phil Media GmbH

Interviews zum Konzert

Künstler*innen

Semyon Bychkov Dirigent
Thomas Larcher Komponist
Kirill Gerstein Klavier
Gustav Mahler Komponist
Chen Reiss Sopran

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