Kirill Petrenko dirigiert Skrjabin, Strawinsky und Stephan
Der Übergang von der klangrauschenden Spätromantik zur frühen Moderne mit ihrer kühnen Energie ist eine der spannendsten Epochen überhaupt. Kirill Petrenko zeichnete sie hier in Werken von Rudi Stephan, Alexander Skrjabin und Igor Strawinsky nach. Gipfelpunkt war Skrjabins monumentales Poème de l’extase, das Petrenko – so die Kritik – mit »hellwachem Verstand und seinem berühmten Willen zur klaren Kontur« präsentierte.
Er galt als einer der begabtesten Komponisten seiner Generation: Der 1887 in Worms geborene Rudi Stephan konstruierte schon in jungen Jahren ein »Farbklavier«. Prägend für seine kompositorische Entwicklung war nicht allein das Studium bei Rudolf Louis, dem führenden Vertreter der sogenannten Münchner Schule, sondern auch die Auseinandersetzung mit dem Werk zeitgenössischer Komponisten wie Schönberg, Debussy, Strawinsky und Skrjabin. Stephan, der im Ersten Weltkrieg 28-jährig als Soldat fiel, hinterließ ein kleines, aber beeindruckendes Œuvre, darunter seine Musik für Geige und Orchester sowie die Musik für Orchester in einem Satz. Beide Werke weisen ihn stilistisch als Mittler zwischen Spätromantik und Moderne aus. Solist in der Musik für Geige und Orchester ist in diesen Konzerten der Erste Konzertmeister der Berliner Philharmoniker Daniel Stabrawa.
Gleiches gilt auch für den Russen Alexander Skrjabin. Sein mystisch-überhöhtes Orchesterwerk Le Poème de l’extase ist ein orgiastischer Klangrausch, der typisch für viele Kompositionen der Spätromantik ist. Allerdings kündigt sich in der Harmonik bereits die Überwindung der damals ausgereizten Dur-Moll-Tonalität an.
Skrjabins Landsmann Igor Strawinsky hingegen brach bewusst mit den Traditionen des 19. Jahrhunderts und setzte auf eine vollkommen antiromantische Musiksprache. Davon zeugt auch seine Psalmensymphonie, deren Grundlage lateinische Psalmverse bilden. Nach eigener Aussage wollte Strawinsky mit ihrer Vertonung den Komponisten entgegentreten, »die jene autoritativen Verse als Aufhänger für ihre eigenen lyrisch-sentimentalen Gefühle missbraucht hatten«.
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