Ein »Late Night«-Konzert mit französischer Kammermusik und Simon Rattle am Klavier
Von existenziellen Krisen künden die beiden französischen Kammermusikwerke dieses Late Night-Konzerts – ohne auf Eleganz zu verzichten. Olivier Messiaen schrieb sein Quatuor pour la fin du temps 1940/41 in einem deutschen Kriegsgefangenenlager, den Tod täglich vor Augen. Von schwerer Krankheit gezeichnet hingegen komponierte Claude Debussy 1917 seine Violinsonate. Es spielen Mitglieder der Berliner Philharmoniker mit Sir Simon Rattle am Klavier.
Nachdem Olivier Messiaen 1939 zum Kriegsdienst in die französische Armee einberufen worden war, geriet er ein Jahr später in deutsche Kriegsgefangenschaft und wurde in das Görlitzer Gefangenenlager STALAG VIII A deportiert. Dort schrieb der Komponist, den Tod täglich vor Augen, um die Jahreswende 1940/1941 herum sein Quatuor pour la fin du temps. Inspiriert wurde Messiaen zu diesem Werk »direkt von […] der Apokalypse« wie sie in der Offenbarung des Johannes geschildert wird. Mit Genehmigung des Lagerkommandanten bestritten Messiaen und drei andere Insassen am 15. Januar 1941 vor über 400 belgischen und französischen Kriegsgefangenen die Uraufführung des Quatuor pour la fin du temps. »Das Publikum war eine äußerst vielfältige Mischung aus allen Gesellschaftsschichten – Landarbeiter, Hilfsarbeiter, Intellektuelle, Berufssoldaten, Ärzte und Geistliche«, erinnerte sich der Komponist später. »Nie wieder hat man mir mit solcher Aufmerksamkeit und solchem Verständnis zugehört wie damals.«
Die musikalische Sprache der achtsätzigen Komposition für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier ist Messiaen zufolge »körperlos, geistig, katholisch. Die thematischen Motive, die melodisch und harmonisch eine Art tonale Allgegenwart ergeben, bringen den Hörer der Ewigkeit in Raum und Unendlichkeit näher. Besondere Rhythmen, frei von jeder Takteinheit, tragen nachdrücklich dazu bei, das Zeitliche in die Ferne zu rücken.« Die Aufführung von Messiaens singulärem, seinem Entstehungsanlass zum Trotz zeitlosem Werk steht im Zentrum dieser Late Night, in der sich Sir Simon Rattle am Klavier, der philharmonische Soloklarinettist Wenzel Fuchs, der 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker Daishin Kashimoto und der philharmonische 1. Solocellist Ludwig Quandt zum Ensemble zusammentun. Zu Beginn der Late Night interpretieren Sir Simon und Daishin Kashimoto außerdem die 1917 entstandene Sonate für Violine und Klavier von Messiaens Landsmann Claude Debussy.
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