Simon Rattles erstes Konzert in der Waldbühne
Vier Jahre bevor das Orchester ihn zum Chefdirigenten wählte, leitete Simon Rattle 1995 erstmals das Waldbühnenkonzert der Berliner Philharmoniker. Schwungvoll präsentierte er Highlights des amerikanischen Repertoires – damals noch eine Seltenheit in den philharmonischen Konzerten. Und so dürfte es für manche Fans des Orchesters eine Überraschung gewesen sein, wie originell und großartig Werke wie Bernsteins Candide oder Gershwins Porgy and Bess sind.
Vier Jahr bevor das Orchester ihn zum neuen Chefdirigenten und Nachfolger von Claudio Abbado wählte, gab Simon Rattle im Juni 1995 seinen Einstand bei den traditionellen Sommerkonzerten der Berliner Philharmoniker. In der ausverkauften Waldbühne präsentierte er eine Amerikanische Nacht mit Werken von Leonard Bernstein und George Gershwin, mit denen ihn eine lange und ganz besondere Geschichte verbindet.
Mit gerade einmal 21 Jahren hatte Rattle 1976 in London eine umjubelte Produktion von Porgy and Bess dirigiert, und 10 Jahre später stand er wieder am Pult, als das Stück erstmals in Glyndebourne erklang. In den Solopartien brillierten damals junge Sänger wie Willard White, Cynthia Haymon und Damon Evans, für die Gershwins »Volksoper« den Einstieg in ihre internationale Karriere bedeutete und die auch beim Waldbühnenkonzert für die richtige Südstaatenstimmung sorgten.
Zuvor waren die Philharmoniker kurz auf die Größe einer Jazzcombo geschrumpft worden, um einem anderen Gershwin-Klassiker gerecht zu werden, der unvergänglichen Rhapsody in Blue. Am Klavier saß dabei ein weiterer alter Bekannter von Simon Rattle: Wayne Marshall hatte in Glyndebourne die Rolle des Jazzpianisten Jasbo Brown gespielt, und hier in Berlin »zauberte er das populäre Stück behende aus den Ärmeln … Das Publikum feierte den Pianisten nach vollbrachter Tat« (Berliner Zeitung).
Für Leonard Bernstein war Gershwins Musik der Inbegriff das Amerikanischen: »Ich glaube, es gibt niemanden in der zivilivisierten Welt, der nicht sofort wüsste, dass diese Musik amerikanische Musik ist … Sie klingt amerikanisch, riecht amerikanisch, und wenn man sie hört, fühlt man sich wie ein Amerikaner.« Dasselbe lässt sich mit Fug und Recht auch über die Werke des Multitalents Bernstein sagen, wie die Philharmoniker mit dessen Prelude, Fugue and Riffs und der schwungvoll-brillanten Candide-Ouvertüre unter Beweis stellten. Das begeisterte Publikum erklatschte sich zwei Gershwin-Songs als Zugabe, bevor der Abend wie gewohnt mit Linckes Berliner Luft ausklang.
© 1995 EuroArts Music International
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