Mariss Jansons dirigiert Musik der Donaumonarchie in der Waldbühne
Wer im 19. Jahrhundert die Habsburgermonarchie bereiste, kam mit den unterschiedlichsten musikalischen Idiomen in Kontakt. Österreich, Böhmen, Ungarn: Überall schuf man Werke von individueller Färbung, denen indessen ein gemeinschaftlicher Sinn für Schwung und Leuchtkraft eigen ist. Mariss Jansons präsentierte in der Waldbühne Highlights dieser faszinierenden Kultur, mit Musik von Johann Strauss, Franz Liszt und George Enescu.
An einem Abend unter dem Motto »A Night of Dances and Rhapsodies« durfte der Wiener Walzer natürlich nicht fehlen. Zu hören ist er in der Ouvertüre zur Fledermaus von Johann Strauss Sohn oder in der Walzerfolge aus Richard Strauss’ Rosenkavalier (wobei es sich hier allerdings um einen Anachronismus handelt: die Oper spielt im Wien unter Maria Theresia, als der Walzer noch gar nicht »erfunden« war). Der »Walzerkönig« ist daneben noch mit der Schnellpolka Unter Donner und Blitz vertreten, und sein Vater steuert den vielleicht berühmtesten Marsch aller Zeiten bei, geschrieben zu Ehren von Feldmarschall Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz.
Zum Vielvölkerreich der Habsburger gehörten auch die heutigen Gebiete Ungarns, Rumäniens und Tschechiens, deren Musik westeuropäische Komponisten wie Johannes Brahms und Franz Liszt (der zwar in Ungarn geboren wurde, aber kein Wort Ungarisch sprach) zu ihren »ungarischen« Werken inspirierte. Sie huldigten damit der damaligen Mode für exotische Rhythmen und Klangfarben, während es ihren Kollegen Bedřich Smetana und George Enescu darum ging, ihren jeweiligen Völkern auch musikalisch eine eigene Stimme zu geben.
Ein besonderes Highlight in diesem Waldbühnenprogramm ist ohne Frage Liszts Bearbeitung der Wanderer-Fantasie von Franz Schubert, die aus dem frei schweifenden Klavierwerk ein hochvirtuoses Bravourstück mit Orchester macht. Als Solist brillierte der aus Taschkent stammende und in Paris lebende Pianist Mikhail Rudy, ein langjähriger musikalischer Weggefährte von Mariss Jansons.
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