Kirill Petrenko dirigiert Suks »Sommermärchen« und eine Uraufführung
Sie faszinierte Kirill Petrenko schon in seiner Studienzeit: Die Musik Josef Suks mit ihrem böhmischen Melos und flirrenden Impressionismus. Nach dessen großer Trauer-Symphonie Asrael stellt der Chefdirigent hier Suks Tondichtung Ein Sommermärchen vor. Außerdem auf dem Programm: eine Uraufführung der isländischen Komponistin Anna Thorvaldsdóttir.
Inspiration für ihr neues Werk Catamorphosis fand Anna Thorvaldsdóttir »in der zerbrechlichen Beziehung, die wir zu unserem Planeten haben«. Die Musik erzeugt einen immer intensiver kreisenden Strudel, der die drohende Katastrophe spürbar macht. Thorvaldsdóttir nutzt unterschiedliche Texturen, um widerstrebende Kräfte zu charakterisieren: »Macht und Zerbrechlichkeit, Bewahrung und Zerstörung«. Am Ende steht die Hoffnung, dass der Mensch ein »Gleichgewicht in und mit der Welt« finden kann.
Der Musik von Josef Suk begegnete Kirill Petrenko erstmals während seiner Studienzeit. Er war unmittelbar begeistert von der opulenten Klangsprache des Tschechen, in der Spätromantik und Impressionismus, symphonische Größe und böhmisches Musikantentum zu einer einzigartigen Synthese finden. Nach seiner Aufführung der Asrael-Symphonie mit den Berliner Philharmonikern 2020 stellt er hier die Tondichtung Ein Sommermärchen vor.
Der heitere Titel täuscht. Obwohl das Werk den Satzbezeichnungen zufolge den Ablauf eines Sommertages schildert, ist sein Gehalt gewichtiger: Nach dem Tod seines verehrten Schwiegervaters Antonín Dvořák und seiner Frau Ottilie hatte Suk seinen Schmerz zunächst in der Asrael-Symphonie ausgedrückt. Ein Sommermärchen ist die Fortsetzung dieser künstlerischen Trauerarbeit – ein klingendes Abschiednehmen, das insbesondere der letzte Abschnitt »Nachts« eindrucksvoll versinnbildlicht.
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