Kirill Petrenko dirigiert Strauss’ »Die Frau ohne Schatten«
Darf man sein Lebensglück auf dem Unglück anderer bauen? Das ist das zentrale Thema der Frau ohne Schatten, einer der faszinierendsten Opern von Richard Strauss: Die Ehefrau des Kaisers braucht einen Schatten, um ihren Mann vor der Versteinerung zu retten und Kinder bekommen zu können. Dafür muss sie einer armen Färberin Schatten und Fruchtbarkeit abkaufen. Kirill Petrenko dirigiert das klangprächtige Drama in einer konzertanten Aufführung.
Die Frau ohne Schatten ist die extravaganteste Oper, die das Duo Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal geschaffen hat. Denn die Musik des gewaltig besetzten Werks reicht von reinster Diatonik bis zur größten Dissonanz. Auch die dynamische Bandbreite ist immens: Sie umfasst größte Schallintensität, aber auch größte Zurücknahme und in sich gekehrte Stille – wobei der Orchesterpart auch mit allerhand anspruchsvollen Soli aufwartet. Doch nicht nur deshalb ist jede Aufführung dieses »Zaubermärchens« (Hofmannsthal) eine ganz besondere Herausforderung.
Um Die Frau ohne Schatten klingende Realität werden zu lassen, braucht es nicht weniger als fünf Weltklasse-Solisten. Die Berliner Philharmoniker und Kirill Petrenko haben für ihre konzertante Aufführung der Oper neben dem amerikanischen Heldentenor Clay Hilley die gefeierten dramatischen Sopranistinnen Elza van den Heever und Miina-Liisa Värelä gewonnen – ebenso wie Michaela Schuster (Mezzosopran) und Wolfgang Koch (Bass), der alle großen Partien seines Fachs singt.
Im Mittelpunkt der Oper steht eine Kaiserin, die als Geisterwesen keinen Schatten wirft, aber menschlich werden muss, damit ihr Mann nicht zu Stein wird. Die Frau des Färbers Barak erklärt sich zu einem Handel bereit, wobei sie in Kauf nimmt, dass ihre Ehe fast zerstört wird. Nach zahllosen Verwicklungen gewinnt die Kaiserin ihren Schatten, und beide Paare finden in Jubel zusammen.
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