Jörg Widmann mit Felix Mendelssohn Bartholdy
Komponist, Klarinettist und Dirigent Jörg Widmann hält Mendelssohn für einen der Großen der Musik. Und er sieht Parallelen zum eigenen Schaffen, besonders die »Lust am Tempo, an Instrumentalfarben, an raschen Stimmungswechseln auf engstem Raum«. Hier dirigiert er Mendelssohns festliche »Reformations-Symphonie« sowie eigene Werke: seine Ouvertüre Con brio, die Fantasie für Klarinette und das Zweite Violinkonzert mit seiner Schwester Carolin Widmann.
Jörg Widmann ist einer der gefragtesten Komponisten Deutschlands – zudem ein führender Klarinettist und Dirigent. Hier legt der Composer in Residence der Saison 2023/24 eine Art Visitenkarte vor und präsentiert sein kompositorisches Credo: durch Neues die Tradition fortzuführen.
Seine Konzertouvertüre Con Brio verweist auf sein Idol Ludwig van Beethoven. Widmann zitiert Akkordfolgen und Rhythmen aus den Allegro-con-brio-Sätzen der Siebten und Achten Symphonie, um sie dann zu verfremden und, wie er sagt, in einen »Furor mit rhythmischem Drängen« zu führen. Dabei spielen Atemgeräusche der Bläser eine Rolle, wilde Streicher-Glissandi und raffinierte Spielarten der Pauke.
Das Violinkonzert Nr. 2 schrieb der Komponist für seine Schwester, Geigerin Carolin Widmann. Er knüpft hier an die Virtuosenkonzerte der Romantik an. Im zweiten Satz (Romanze) entwickelt die Geige nur zögerlich eine große Melodie, die sich im letzten Satz in Virtuosität auflöst.
Sie ist ein augenzwinkernder Kommentar Richtung Neue-Musik-Szene: Widmanns frühe Fantasie für Klarinette solo. Das Anfangsthema ist Igor Strawinskys Ballett Le Sacre du printemps abgelauscht und dreht dann frech auf – mit allen möglichen und fast unmöglichen Spielanweisungen.
Gerade 20 Jahre alt war Felix Mendelssohn Bartholdy, als er seine »Reformations-Symphonie« vorlegte. Den Anlass bot eine Jubiläumsfeier des protestantischen Glaubens, doch die Uraufführung verzögerte sich angesichts revolutionärer Unruhen. Beethoven war auch Vorbild für Mendelssohn: In seiner Symphonie erklingen Anlehnungen an Beethovens Siebte. Neben Zitaten von geistlicher Musik, allen voran der Choral »Ein feste Burg ist unser Gott«, tauchen launige Tanzrhythmen der Reformationszeit auf – die Ernsthaftigkeit des Jubiläums mischt sich mit jugendlicher Lebensfreude.
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