Interview
Andris Nelsons und Baiba Skride im Gespräch mit Matthew Hunter Andris Nelsons und Baiba Skride
Verglichen mit der heroischen Dritten und der schicksalhaften Fünften wird Beethovens Vierte Symphonie deutlich seltener aufgeführt. Zu Unrecht, denn sie besticht durch Originalität, Humor und Esprit. Andris Nelsons präsentiert die Symphonie neben Strauss’ Don Juan, einer Tondichtung voller Energie und raffinierter Klangfarben. Baiba Skride spielt zudem Sofia Gubaidulinas Violinkonzert Dialog: Ich und Du – ein intensives Zwiegespräch zwischen Solo und Orchester.
»Es begeistert mich immer wieder«, so Andris Nelsons, »wie Sofia Gubaidulina in ihren Werken Intellekt, Spiritualität und Sinnlichkeit miteinander vereint. Ihre Musik geht unmittelbar unter die Haut.« Zusammen mit seiner langjährigen künstlerischen Weggefährtin Baiba Skride gestaltet er hier Gubaidulinas Drittes Violinkonzert Dialog: Ich und Du. Der Titel bezieht sich auf ein Buch von Martin Buber, in dem der Religionsphilosoph das dialogische Prinzip entwickelte: »Der Mensch wird am Du zum Ich«. Das Violinkonzert rückt vor allem den Menschen in seiner Beziehung zu Gott in den Mittelpunkt – in einem fesselnden Dialog zwischen Solo und Orchester, der immer wieder kadenzartig unterbrochen wird, um sich zu dramatischen Ausbrüchen zu verdichten.
In ganz andere Klangwelten führt Ludwig van Beethovens spielerische Vierte Symphonie, die sich vom heroischen Gestus der französischen Revolutionsmusiken entfernt. »Heiter, verständlich und sehr einnehmend gehalten«, so Beethoven, könnte sie als klingender Fluchtpunkt zu der geistigen Misere ihrer Zeit entstanden sein.
Richard Strauss’ überschäumendes Erfolgsstück Don Juan wiederum bietet in atemberaubend raffinierter Instrumentation spektakuläre Musik, mit der sich der Komponist seinerzeit in die vorderste Reihe der Avantgarde katapultierte.
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Andris Nelsons im Gespräch mit Matthew Hunter 