Honeggers »Jeanne d’Arc au bûcher« mit Alan Gilbert und Marion Cotillard
Die Angeklagte ist eine Nationalheldin: In Arthur Honeggers Oratorium Jeanne d’Arc au bûcher blickt Johanna von Orléans während eines Schauprozesses auf ihr Leben zurück. Das Werk ist ein anrührendes Drama und gleichzeitig eine Parabel auf Korruption und Machtmissbrauch. Honegger verbindet hier unterschiedliche musikalische Stile, vom barocken Choral bis zum jazzigen Music-Hall-Sound. Dirigent ist Alan Gilbert, als Sprecherin ist die Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard zu erleben.
Im Zentrum des dramatischen Oratoriums Jeanne d’Arc au bûcher von Paul Claudel und Arthur Honegger steht die Heldin aus Domrémy, die Frankreich bei Orléans einen Sieg über Engländer und Burgunder bescherte und später zum Tod verurteilt wurde.
Erzählt wird die Legende nicht chronologisch, sondern in Rückblenden: Am Anfang des Werks wird die Verurteilte auf dem Scheiterhaufen gefesselt, wobei das ganze Leben wie in einem Film an ihr vorüberzieht. Zudem enthält Claudels Vorlage Bibelzitate und volkstümliche Liedtext. Honegger gestaltete daraus eine musikalische Collage, um dem vielschichtigen Text adäquat zu begegnen. In der absurden Gerichtsszene mit einem Schwein als Vorsitzenden (hier mit dem französischen Wort cochon bezeichnet – ein Wortspiel, das sich auf den historischen Bischof von Beauvais, Pierre Cauchon, bezieht, der tatsächlich den Vorsitz führte), lässt der Komponist mit Cancan und Ragtime die Atmosphäre der Music Hall aufkommen. Die intrigante Atmosphäre des Kartenspiels der Mächtigen, bei dem die Entscheidung zu Jeanne d’Arcs Verurteilung fällt, pointierte er hingegen mit barocken Tänzen.
Insgesamt fand Honegger in diesem Meisterwerk mit Sprechrollen, Gesangspartien und einem Orchester, das neben verstärkten Holzbläsern auch drei Saxophone, vier Posaunen, zwei Klaviere, Celesta und Ondes Martenot enthält, zu ungemein vielfältigen Klangkombinationen, bei denen »skandierte Worte, Murmeln, Schreien, Psalmodieren, Chöre mit geschlossenem Mund, gesprochene und gesungene Wutausbrüche« sowie »himmlische Stimmen« einander abwechseln, so der französische Musikkritiker Émile Vuillermoz.
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