Kirill Petrenko mit Mahlers Neunter

Die Neunte Symphonie ist Gustav Mahlers letztes vollendetes Werk – ein Abschied und zugleich ein visionärer Vorgriff auf die musikalische Moderne. Im Gegensatz zu anderen Werken hat Mahler ihre Uraufführung nicht mehr erlebt, das übliche letzte Austarieren der Stimmbalance blieb ihm verwehrt. »Das bedeutet für alle, die dieses musikalische Testament interpretieren, eine besondere Herausforderung bei der Ausdeutung des Notentextes«, so Kirill Petrenko. Dieser Aufgabe stellt sich der Chefdirigent mit den Philharmonikern.

Für Alban Berg war der erste Satz der Neunten »das Allerherrlichste«, was Mahler geschrieben hat: »Es ist der Ausdruck einer unerhörten Liebe zu dieser Erde, die Sehnsucht, in Frieden auf ihr zu leben, sie, die Natur, noch auszugenießen bis in ihre tiefsten Tiefen – bevor der Tod kommt. Denn er kommt unaufhaltsam«. Bruno Walter, Mahlers langjähriger Freund, ehemaliger Mitarbeiter an der Wiener Hofoper und Dirigent der posthumen Uraufführung des Werks, beschrieb dessen Kopfsatz als »tragisch erschütternde, edle Paraphrase des Abschiedsgefühls« – ein »einzigartiges Schweben zwischen Abschiedswehmut und Ahnung des himmlischen Lichts«.

Dem Kopfsatz lässt Mahler jedoch zwei Sätze folgen, in denen alles Bisherige radikal in Frage gestellt wird: Im zweiten Satz, der dämonisch-groteske Züge trägt, werden Menuett, Walzer und Ländler wie in einem Hohlspiegel verzerrt. Schließlich kulminiert die scheinbar ziellos in sich kreisende Musik in einer Danse macabre, bei der die Violinen (ähnlich der Sologeige im Totentanz-Scherzo der Vierten) »wie Fiedeln« zu spielen haben. Mit der Rondo-Burleske, dem dritten Satz, folgt ein schneller Marsch, dessen skurriler Charakter zunehmend ins Aggressive umschlägt. Geradezu testamentarisch mutet der Schlusssatz mit seinen unzähligen Trauer-Chiffren, der in einem verlöschenden Ritardando endet. Der Musikschriftsteller Paul Bekker hatte – in Anlehnung an Mahlers Satztitel in der Dritten – für dieses Finale die passende Überschrift: »Was mir der Tod erzählt«.

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko

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Künstler*innen

Kirill Petrenko Chefdirigent seit 2019
Gustav Mahler Komponist

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