Impressionen über Herbert von Karajan
Die Dokumentation Impressionen über Herbert von Karajan von 1978 war die erste umfangreiche Filmbiografie über Karajan. Ohne ihn zu glorifizieren, zeigt der Film die vielfältigen Interessen und Talente des Dirigenten: nicht nur als Musiker, sondern auch z. B. als Liebhaber von schnellen Autos und Flugzeugen. Und gerade weil der Film schon zu Lebzeiten Karajans entstand, vermittelt er einen besonders authentischen Eindruck dieser Jahre.
In Auftrag gegeben von Unitel, sollte dieser Film auch für eine Reihe von Opern- und Konzertprogrammen werben, die man mit Karajan aufgezeichnet hatte; für Drehbuch und Regie zeichnete Vojtěch Jasný verantwortlich. Am bekanntesten ist dieser 1925 in der Tschechoslowakei geborene Regisseur wohl für seinen komischen Fantasyfilm Až přijde kocour (Nachts, wenn der Kater kommt).
Jasnýs Karajan-Film beginnt mit kreischenden Möwen, die in einer grauen Winterlandschaft über der Salzach kreisen und ein wenig an Hitchcock erinnern. Nirgendwo versucht dieser Film, Karajan zu glorifizieren, und obwohl er keiner bestimmten Thematik oder Chronologie folgt, bietet er trotzdem einen guten Überblick über Karajans vielfältige Aktivitäten und Interessen. Wir lernen seine Familie und einige seiner treuesten Weggefährten kennen, darunter die Bühnenbildner Günther Schneider-Siemssen (1926–2015) und Georges Wakhevitch (1907–1984), den ehemaligen Filmschauspieler André von Mattoni (1900–1985), Karajans weltgewandter Manager und früherer Assistent an der Wiener Staatsoper, und Wolfgang Stresemann (1904–1998), Intendant der Berliner Philharmoniker von 1959 bis 1978 sowie 1984/85.
Impressionen zeigt, dass Karajan ein geborener Lehrer war. Ebenso deutlich wird sein lebenslanges Faible für schnelle Fortbewegungsmittel – darunter der von ihm selbst geflogene Privatjet –, an denen ihn nicht nur die Bequemlichkeit und der Glamour faszinierten, sondern auch die geistige Wachheit und Disziplin, die ihre Beherrschung erfordert. Jasný zeigt Karajan, der nur selten zurückblickte, auch bei einem Besuch des Hauses vor den Toren von Aachen, in dem er Ende der 1930er-Jahre mit seiner ersten Frau, der Operettensängerin Elmy Holgerloef, in ländlicher Abgeschiedenheit lebte.
Ein Film von Vojtěch Jasný (1978)
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