Simon Rattles Antrittskonzert von 2002 mit Mahlers Fünfter Symphonie
Für viele Musikbegeisterte ist es eine Zeitenwende, wenn ein neuer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker sein Amt antritt. So war es auch 2002, als Simon Rattle unter großem Jubel sein erstes Konzert als Nachfolger von Claudio Abbado gab. Auf dem Programm stand ein angemessen repräsentatives Werk: Gustav Mahlers Fünfte Symphonie mit ihrer unendlichen Vielfalt an Ausdrucks- und Klangwelten. Dazu gab es das kontrastreich-perkussive Asyla von Thomas Adès.
Die hohen Erwartungen nach der dreijährigen Verlobungszeit von Dirigent und Orchester wurden nicht enttäuscht. Wie bereits bei Rattles Abschied aus Birmingham standen Kompositionen von Thomas Adès und Gustav Mahler auf dem Programm. Asyla wurde 1997 für Rattle komponiert und von ihm uraufgeführt; der Komponist, seinerzeit gerade einmal 26 Jahre alt, gilt mittlerweile nicht nur vielen seiner britischen Landsleute als legitimer Nachfolger von Benjamin Britten. Der Titel des knapp 20-minütigen Orchesterstücks spielt mit der Doppelbedeutung des englischen Wortes »asylum« als Irrenhaus und Zufluchtsort. Der Musikkritiker Alex Ross beschrieb es im New Yorker als »ein Stück in vier Sätzen, dessen symphonische Episoden zwar in schärfstem Kontrast zueinander stehen, dabei aber immer derselben kraftvollen Grundhaltung treu bleiben«.
Mahlers Fünfte Symphonie ist ein Werk des Übergangs, ohne die Wunderhorn-Seligkeit der ersten vier Symphonien, aber auch noch nicht so weltverloren mystisch wie die Nr. 6, 7 und 9. Rattle gelang hier eine grandiose Referenz an seinen Vorgänger Claudio Abbado, den großen Lehrmeister der Berliner in Sachen Mahler. Ein großartiger Einstand, für den sich Publikum und Orchester (!) mit tosendem Beifall bedankten.
© 2002 EuroArts Music International
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