Karajan und Weissenberg interpretieren Tschaikowsky und Rachmaninow

»Wenn mir je einer folgen kann, dann ist es Alexis Weissenberg« – so soll einst Vladimir Horowitz geurteilt haben. Auch Herbert von Karajan hatte eine hohe Meinung von dem bulgarischen Pianisten, dessen voller Klang seiner eigenen Ästhetik sehr nahekam. Gemeinsam realisierten sie viele Projekte, darunter diese Aufnahme des Ersten Klavierkonzerts von Peter Tschaikowsky und des Zweiten Klavierkonzerts von Sergej Rachmaninow.

Mitte der 1960er-Jahre begann Herbert von Karajan nach Regisseuren zu suchen, die sich dafür interessierten, Musik auf unkonventionelle Weise filmisch umzusetzen. Zu diesen Regisseuren gehörte der Schwede Åke Falck (1925–1974), der einen Film gemacht hatte, in dem der aus Bulgarien stammende Pianist Alexis Weissenberg (1929–2012) die Strawinskys Drei Sätze aus Petruschka spielte. Auf diesen Film war Karajan aufmerksam geworden, und nach einer Privatvorführung meinte er, dass er diesen Pianisten gerne kennenlernen würde. »Kein Problem«, hieß es daraufhin, »er sitzt genau hinter Ihnen.«

Weissenberg hatte seine Karriere als Wunderkind begonnen und zunächst in Sofia bei dem führenden bulgarischen Pianisten und Komponisten Pancho Vladigerov studiert, dessen extrem anspruchsvolles Erstes Klavierkonzert der 18-jährige Karajan 1926 in Salzburg gespielt und sich dabei eine Bänderverletzung zugezogen hatte. Nach der Annexion Bulgariens durch die Achsenmächte floh Weissenberg 1941 mit seiner Mutter nach Palästina. Dort machte er schon bald von sich reden, und 1947 gewann er in den USA den Leventritt-Preis. Es folgten einige wichtige Konzerte, aber Weissenberg zog sich schon bald aus dem Tourneezirkus zurück. Seine Auftritte in Tschaikowskys Erstem Klavierkonzert mit den Berliner Philharmonikern unter Karajan, die 1967 in Berlin stattfanden, markierten seine Rückkehr in die internationale Musikszene.

Das Tschaikowsky-Konzert reservierte Karajan in der Regel für ganz besondere Musiker. Auf Platte nahm er es je einmal mit Swjatoslaw Richter und Lazar Berman auf, und ein berühmter Liveauftritt war das Silvesterkonzert 1988 mit dem damals 17-jährigen Evgeny Kissin.

Falcks Verfilmung des Tschaikowsky-Konzerts ist sehr innovativ, während der Film mit Rachmaninows Zweitem Klavierkonzert von 1971, bei dem Karajan selbst Regie führte, eher wie ein kenntnisreicher Bericht aus dem Konzertsaal anmutet. Karajan liebte Rachmaninows Musik und wie Weissenberg sie spielte (Weissenbergs Gesamteinspielung der Préludes für RCA gehörte zu Karajans Lieblingsplatten). Der Klang, den Karajan seinem Orchester für diese Musik entlockt, erinnert an eine Reihe berühmter Einspielungen, die Karajan sehr gut kannte und die Rachmaninow in den 1930er-Jahren mit dem Philadelphia Orchestra gemacht hatte, als Leopold Stokowski dort Chefdirigent war.

Berliner Philharmoniker
Herbert von Karajan
Alexis Weissenberg

© 1967 / 71 Unitel

Künstler*innen

Herbert von Karajan Chefdirigent 1956–1989
Peter Tschaikowsky Komponist
Alexis Weissenberg Klavier
Sergej Rachmaninow Komponist

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