Bartók und Brahms mit Herbert Blomstedt und András Schiff
Béla Bartóks Drittes Klavierkonzert ist eines der anrührendsten des 20. Jahrhunderts. Der todkranke Komponist fand hier zu einem Ton, den man vorher nicht von ihm kannte: melodischer, weicher, nahezu religiös. András Schiff, Liebling des Berliner Publikums und Bartók durch die gemeinsame ungarische Herkunft verbunden, interpretiert das Werk mit Herbert Blomstedt, der nach der Pause Johannes Brahms’ Erste Symphonie dirigiert.
Der Dirigent Herbert Blomstedt und der Pianist András Schiff sind langjährige Partner der Berliner Philharmoniker. Doch erstmals treten sie gemeinsam in den Konzerten des Orchesters auf. Was dieses Konzertprogramm darüber hinaus zu etwas Besonderem macht: Beide Künstler präsentieren sich mit Werken, die sie noch nie mit den Berliner Philharmonikern aufgeführt haben. Im Rahmen von Konzerten der Stiftung Berliner Philharmoniker begeisterte András Schiff in den letzten Jahren durch seine Zyklen, in denen er das Klavierwerk Johann Sebastian Bachs, sämtliche Sonaten Ludwig van Beethovens oder die jeweils letzten drei Klaviersonaten von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Beethoven vorstellte, außerdem als Artist in Residence sowie als Interpret von Klavierkonzerten Bachs und Mozarts, bei denen er nicht allein als Solist, sondern auch als Dirigent auftrat.
Dieses Mal spielt András Schiff den Solopart des Dritten Klavierkonzerts von Béla Bartók, einem Komponisten, dem sich der Pianist nicht nur wegen der gemeinsamen ungarischen Herkunft zutiefst verbunden fühlt. Ungar zu sein, erleichtere – so Schiff – das Verständnis für Bartóks Musik, die sehr stark die Akzentuierungen, die Hebungen und Senkungen der ungarischen Sprache widerspiegelt. Das Dritte Klavierkonzert, das der schwerkranke Komponist im New Yorker Exil kurz vor seinem Tod schrieb, bezeichnet Schiff als »Schwanengesang« Bartóks. In ihm überwand Bartók die Radikalität der beiden vorausgegangen Konzerte und fand zu einem Ton, den man vorher nicht von ihm kannte: melodischer, weicher, nahezu religiös.
Herbert Blomstedt, den das philharmonische Publikum vor allem durch seine Deutung der Werke Beethovens und Bruckners kennt, stellt sich bei dem Orchester erstmals als Brahms-Interpret vor. Die Liebe zu dem spätromantischen Komponisten entdeckte der schwedisch-amerikanische Dirigent bereits in seiner Jugend. Dessen symphonisches Werk bildete für ihn in all den Jahren eine ständige Quelle für Neues, überraschendes, Mehrdeutiges. Mit seiner Ersten Symphonie, um die er fast 15 Jahre rang, etablierte sich Brahms als würdiger Nachfolger Ludwig van Beethovens. Hinsichtlich der formalen Konzeption und der Orchesterbesetzung übernahm er die Standards des Wiener Klassikers, ebenso scheint der heroische, monumentale Gestus, der die Symphonie prägt, von ihm abgelauscht. Gleichzeitig offenbart Brahms in diesem Werk seinen ureigensten Kompositionsstil. Er ist davon gekennzeichnet, dass die Themen und Motive des Werks aus einer motivischen Urzelle entwickelt, variiert und transformiert werden.
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