Simon Rattle dirigiert Mahlers Neunte Symphonie
Die Berliner Philharmoniker und Chefdirigent Sir Simon Rattle interpretieren hier die Neunte Symphonie Gustav Mahlers. Vielen gilt das Werk als eine Art musikalischer Todesbote – zunächst weil Mahler ein Jahr nach der Vollendung starb, vor allem aber weil der Charakter der Symphonie von Zerfall und Auflösung bestimmt wird. Die Presse urteilte, man habe das Orchester »selten so ausgeglichen und hingabevoll spielen hören« wie in diesem Konzert.
Als Gustav Mahler seine Neunte Symphonie komponierte, fühlte er sich keineswegs am Ende seines Lebens. Gesundheitlich ging es ihm gut, und mit der Ernennung zum Chefdirigenten der New Yorker Philharmoniker hatte seine Laufbahn eine spannende Wendung genommen. Und dennoch fällt es schwer, in diesem Werk nicht die Vorahnung seines Todes herauszuhören. Die Symphonie beginnt tastend, fügt melodische Bruchstücke zusammen, deren Gebilde aber immer fragil bleiben. In Umkehrung der üblichen Symphonien-Form umrahmen in Mahlers Neunter zwei langsame Sätze zwei schnelle Abschnitte. Diese verbreiten eine diesseitige Robustheit, die allerdings von Zerrissenheit und Verzweiflung durchbrochen wird. Die Idee, Mahler fasse in dieser Symphonie Todesahnung in Musik, wird vor allem durch das Finale genährt. Mit einer volltönenden Hymne hebt es an, doch anders als erwartet, beendet diese nicht die Symphonie in einer glanzvollen Apotheose, sondern die Musik zersetzt sich sukzessive und blickt am Schluss »fragend ins Ungewisse« (Theodor W. Adorno).
Mahlers Komponieren mit Fragmenten taugt indessen nicht allein als Sinnbild für den Abschied vom Leben. Gerade das Bruchstückhafte der Neunten Symphonie wurde für das moderne Komponieren bis in unsere Zeit stilbildend. Beispielhaft hierfür erklingt in diesem Konzert Helmut Lachenmanns Tableau von 1989, das zwischen Entstehung und Vergehen von Klängen, Geräuschen und Formen oszilliert.
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