Sir Simon Rattle und Miklós Perényi
Das 20. Jahrhundert war reich an genial erdachter Musik. Seltener hingegen gab es Werke, deren Substanz sich auf eher spielerische als intellektuelle Weise entfaltet – die zwar geistreich sind, aber auch klangsinnlich und spontan. Zwei solcher kostbaren Schöpfungen stellt Simon Rattle hier vor: Dutilleux’ Métaboles und Lutosławskis Cellokonzert mit Miklós Perényi als Solist. Robert Schumanns Zweite Symphonie beendet den Abend.
Henri Dutilleux schuf mit Métaboles eine Variationsfolge brillant instrumentierter Orchesterstücke, in denen der Einzelgänger und Grandseigneur der französischen Moderne nicht aufhörte, »über die geheimnisvolle und faszinierende Welt der immerwährenden Verwandlungen nachzusinnen«. Seiner Anlage nach ist das 1964 im Auftrag des Cleveland Orchestra komponierte Werk ein virtuoses Konzert für Orchester, in dem die verschiedenen Instrumentengruppen (Holzbläser, Streicher, Blechbläser und Schlagzeug) nacheinander in den Vordergrund treten.
Im Violoncellokonzert Witold Lutosławskis, in dem der ungarische Virtuose Miklós Perényi den Solopart übernehmen wird, ist demgegenüber der Cellist Protagonist des musikalischen Geschehens. Das zwischen impressionistischem Flimmern und expressiven Ausbrüchen changierende Stück des im stalinistischen Polen als Formalist gebrandmarkten Komponisten thematisiert das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft »in einer Art Zweikampf« (Lutosławski) – wobei der Ausgang offen zu bleiben scheint.
Demgegenüber erfährt das Wechselspiel der unterschiedlichen musikalischen Kräfte in Schumanns Zweiter Symphonie im Finale seine triumphale Lösung. Dabei sind die facettenreichen musikalischen Gedanken jenes Satzes, wie schon Ernst Gottschald in der Neuen Zeitschrift für Musik zu Recht bemerkte, »durch ein inneres geistiges Band verkettet«. Kein Wunder also, dass die Zeitgenossen Schumann nach der erfolgreichen Premiere des Werks am 5. November 1846 zum würdigen Nachfolger Beethovens erklärten.
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