Daniel Barenboim spielt Mozarts Klavierkonzerte Nr. 20 bis 27
Daniel Barenboim gehört zu den seltenen Pianisten mit einem sicheren Gespür für Mozarts Ton – jenes scheinbar leichtfüßige Idiom, das tatsächlich unermesslich facettenreich und voller Drama ist. In den 1980er-Jahren hat Barenboim mit den Berliner Philharmonikern die letzten acht Klavierkonzerte des Komponisten in der Berliner Siemens-Villa aufgezeichnet: Interpretationen, die zu den schönsten Dokumenten dieser jahrzehntelangen Partnerschaft zählen.
Die Zusammenarbeit der Berliner Philharmoniker mit Daniel Barenboim, der 1964 als Pianist und fünf Jahre später als Dirigent beim Orchester debütierte, hat sich auch in diskographischer Hinsicht als außergewöhnlich produktiv erwiesen: Zu den gemeinsam verwirklichten Aufnahme-Projekten gehören unter anderem Opern von Mozart und Wagner, die Klavierkonzerte von Beethoven, die Symphonien von Schubert und Bruckner und zentrale Werke von Liszt und Berlioz.
Eine Konstante in der Kooperation des Orchesters mit Barenboim, der 2019 zu dessen erstem Ehrendirigenten ernannt wurde, bilden darüber hinaus die Klavierkonzerte Mozarts. »Ich glaube, dass Mozart der einzige Komponist war, bei dem sich Ernsthaftigkeit, Talent und Genie auf perfekte Weise mit Heiterkeit und Leichtigkeit verbanden«, hat Barenboim einmal über den Komponisten gesagt. Hatte der Musiker 1968 den Solopart des C-Dur-Konzertes KV 503 noch unter der Leitung von Seiji Ozawa übernommen, so interpretierte er seither diese Werke stets als Dirigent und Pianist in Personalunion. Klavierkonzerte Mozarts erklangen dabei sowohl in der Philharmonie als auch bei den Osterfestspielen in Salzburg, bei der legendären ersten Tournee des Orchesters nach Israel 1990, beim Mozartfest Berlin und in Waldbühnen-, Silvester- und Europakonzerten. Da war eine Gesamteinspielung des Repertoires in dieser Konstellation folgerichtig.
Neben diesen Tonaufnahmen kommt der hier vorliegenden audiovisuellen Aufzeichnung der letzten acht Klavierkonzerte Mozarts eine besondere Bedeutung zu. Dabei erlaubte der Ort der Aufführungen – der Konzertsaal der zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbauten Siemens-Villa in Berlin-Lankwitz – ein ungewöhnlich intimes Musizieren. Der Flügel stand hier inmitten des relativ schlank besetzten Orchesters, sodass Barenboim das Orchester stets im Blick hatte.
Diese Werkgruppe zählt zum Schönsten und Vollkommensten, was Mozart überhaupt geschrieben hat, stellt sich hier doch ein ideales Gleichgewicht zwischen Solist und Orchester, zwischen pianistischer Virtuosität und symphonischem Instrumentalsatz, zwischen musikdramatischer Vitalität und kammermusikalischer Interaktion ein. Zu diesen Konzerten, die zwischen 1785 und 1791 in Wien entstanden sind, gehören die einzigen beiden Gattungsbeiträge Mozarts in Moll, das berühmte Krönungskonzert sowie das im Todesjahr des Komponisten vollendete Werk in B-Dur. In ihm verbindet sich auf ergreifende Weise Traurigkeit mit der frohen Erwartung des Frühlings: Das Thema des Finalsatzes verarbeitete Mozart später zu seinem Lied »Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün«. Mozart war selbst einer der bedeutendsten Pianisten seiner Zeit und komponierte sich fast alle seine Konzerte in die eigenen Finger. Auch deshalb ermöglichen diese Werke auf besondere Weise, in einen Dialog mit dem Komponisten zu treten, wie Daniel Barenboim es in diesen zwischen 1986 und 1989 dokumentierten Aufführungen gelang.
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