François-Xavier Roth und Pierre-Laurent Aimard
Pierre-Laurent Aimard ist einer der profiliertesten Musiker unserer Zeit – ein »Denker am Klavier« (The Washington Post). Mit François-Xavier Roth, Generalmusikdirektor der Stadt Köln, interpretiert er hier das Dritte Klavierkonzert von Béla Bartók: ein Werk, das von einem weichen Parlando-Ton und sanfter Melancholie durchzogen ist. Herrlich energisch – wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise – sind die übrigen Werke des Programms: Joseph Haydns Feuersymphonie und Arcana von Edgard Varèse.
»Transformationen« – so könnte das Motto für dieses Konzertprogramm lauten. Jeder Programmpunkt beleuchtet diesen Begriff auf eigene Weise: Edgard Varèse ließ sich zu seinem Orchesterwerk Arcana von der Lehre des Paracelsus inspirieren, dem großen Arzt, Alchemisten und Mystiker des 16. Jahrhunderts, der nach einem Universalmittel suchte, das die Fähigkeit besitzt, den Menschen zu heilen, zu verwandeln und zu erneuern. Varèse galt Zeit seines Lebens als Provokateur, als einer, der die tradierte Musik in eine neue Klanglichkeit überführen wollte. Seine Stücke sind geräuschhaft, grell, aggressiv, sprunghaft und spiegeln auf einzigartige Weise das moderne Lebensgefühl in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wider. Der aus Frankreich stammende Komponist emigrierte 1915 in die USA, wo er mit Amériques und Arcana jene zwei monumentalen Orchesterwerke schrieb, mit denen er sich als einer der innovativsten Köpfe seiner Zeit ausgewiesen hat.
Auch Béla Bartóks Drittes Klavierkonzert entstand in den USA. Aber unter vollkommen anderen Umständen: Nach seiner Emigration gelang es dem Ungarn nicht, sich in Amerika eine Lebensgrundlage zu schaffen. Das öffentliche Interesse an seinen Werken blieb gering, einzig die Kompositionsaufträge führender Künstler, allen voran Sergej Koussevitzky, sicherten ein gewisses Einkommen. Als der Komponist sein Drittes Klavierkonzert für seine Frau, die Pianistin Ditta Pásztory konzipierte, war er schwerkrank und bereits vom Tod gezeichnet. In dem Konzert schlug er einen Ton an, den man von seinen anderen beiden Klavierkonzerten nicht kannte: nachdenklich, romantisch, voller Andacht. Bartòk greift auf Kompositionstechniken des Barock wie Fuge und Kontrapunktik zurück und verbindet diese mit dem charakteristischen ungarischen Idiom, das seine Musik auszeichnet. Für Pierre-Laurent Aimard, dem Solisten des Programms, liegt nach eigener Aussage die Herausforderung des Konzerts darin, die Phrasierung so zu gestalten, »dass es barockartig, aber auch bartók-artig klingt.«
Eröffnet wird das Programm von der sogenannten Feuersymphonie Joseph Haydns. Der Beiname, den das Werk erst später erhielt, geht auf die Vermutung zurück, Haydn habe das Werk als Zwischenaktmusik für das Schauspiel die Feuersbrunst geschrieben. Die Symphonie besticht durch ihren impulsiven, dramatischen Gestus. Haydn arbeitet mit kurzen, knappen, gegensätzlichen Motiven, die er teilweise voneinander ableitet, untereinander variiert und die dem Stück eine mitreißende rhythmische Sogwirkung geben. Mit François-Xavier Roth steht ein Dirigent am Pult der Berliner Philharmoniker, der in seiner Programmkonzeption gerne die Balance zwischen alter und neuer Musik sucht und außerdem ein ausgewiesener Spezialist für das Œuvre Edgard Varèses ist.
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