Susanna Mälkki dirigiert »Herzog Blaubarts Burg«
Sie ist »ein Meisterstück, eine komprimierte Tragödie, ein musikalischer Vulkan, der 60 Minuten lang ausbricht und uns mit nur einem Wunsch zurücklässt: das Ganze noch einmal zu hören«. So weit Zoltán Kodály über Béla Bartóks einzige Oper Herzog Blaubarts Burg. 1911 entstanden, stellt der Einakter ein brillant instrumentiertes symbolistisches Seelendrama dar, das tief in die Gefühlswelt des Fin de Siècle führt. »Was siehst du?«, fragt Blaubart seine Judith, die die sieben Türen der Vergangenheit des Herzogs öffnen will. Susanna Mälkki präsentiert diese musikalische Psychoanalyse, die erschaudern lässt.
Werke der finnischen Komponistin Kaija Saariaho stehen regelmäßig auf den Programmen der Berliner Philharmoniker. Nach Uraufführungen in den Jahren 2006 und 2009 präsentiert das Orchester in diesem Konzert die deutsche Erstaufführung des Orchesterstücks Vista. Die Leitung liegt in den Händen von Susanna Mälkki, die als eine der besten Kennerinnen von Saariahos Schaffen gilt und an der Metropolitan Opera in New York eine erfolgreiche Produktion von deren Oper L’amour de loin dirigierte.
In Klangfarben-Fantasie und symbolistischer Musiksprache knüpft Saariaho an den französischen Impressionismus an, der auch Béla Bartók stark beeinflusste, als er seine einzige Oper Herzog Blaubarts Burg komponierte. Librettist Béla Balázs lässt in seiner Version des schaurigen Märchens offen, ob Herzog Blaubart seine früheren Ehefrauen tatsächlich ermordete, oder ob diese die Geheimnisse seiner Psyche symbolisieren. Als »Ballade des Innenlebens« bezeichnete Balázs seine Textvorlage.
Hinter den sieben Türen, die der Titelheld auf Wunsch seiner Frau Judith öffnet, offenbaren sich von Blut befleckte Szenerien: eine Folter- und eine Waffenkammer, aber auch die prächtigen Besitztümer des Herzogs und ein See der Tränen. Mit großartig suggestiven Mitteln und unübertrefflicher Instrumentation beschreibt Bartóks Musik eine Reise, die von der Dunkelheit ins Licht und am Ende zurück in die dunkle Nacht führt. Denn trotz ihrer Liebe kann Judith Blaubart nicht von seinen Seelenqualen erlösen.
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