Bernard Haitink dirigiert Mahlers Siebte Symphonie
Gustav Mahlers Siebte Symphonie ist von geheimnisvoll-romantischer Stimmung geprägt, die Sätze zwei und vier tragen die Bezeichnung Nachtmusik. Das Finale aber gehört zu den lichtesten und optimistischsten Konzeptionen des Komponisten. Neben Claudio Abbado und Sir Simon Rattle war in den letzten Jahrzehnten Bernard Haitink der bestimmende Mahler-Dirigent in Konzerten der Berliner Philharmoniker. Seine Interpretation der Siebten entstand 1992 anlässlich einer ganzen Aufführungsserie mit Symphonien Mahlers.
Gustav Mahler war stark vom Erbe der Romantik geprägt. Zu deren Lieblingsthemen gehört die Nacht als Reich des Traums, der Fantasie und Geheimnisse. Der Beiname Lied der Nacht ist Mahlers Siebter Symphonie zwar nicht vom Komponisten selbst verliehen worden – der abgedunkelte Klang des Beginns und der Rhythmus eines Trauermarsches legen diese Assoziation aber nahe. Zudem tragen die Sätze zwei und vier die Gattungsbezeichnung Nachtmusik.
Die Arbeit an der Symphonie fiel Mahler zunächst ungewöhnlich schwer. Seine Schaffenskrise wurde schließlich im Rahmen eines Aufenthalts am Wörthersee beendet. Der Bezug zur Natur ist in diesem Werk besonders auffällig – in Imitationen von Vogelrufen, pastoraler Atmosphäre und dem Klang der Herdenglocken. Ungewöhnlich ist ihre Struktur: Wie Beethovens Pastorale und Schumanns Rheinische Symphonie hat das Werk fünf statt der üblichen vier Sätze. So rahmen die Ecksätze und die beiden Nachtmusiken symmetrisch ein kurzes Scherzo in der Mitte ein. Die düstere Stimmung des ersten Satzes lichtet sich in einer unvermittelt eingeschobenen Episode, die der Komponist selbst als Ausblick auf eine »bessere Welt« charakterisierte. Das Rondo-Finale ist dagegen trotz der überraschenden Wiederkehr des Eingangs-Motivs durchgängig von einem ungewöhnlich optimistischen Tonfall geprägt.
Bernard Haitink hat sich den Ruf eines der wichtigsten Mahler-Interpreten unserer Zeit erworben. Der Musik des Komponisten hat er sich dabei mit viel Geduld und Ausdauer genähert, was für ihn charakteristisch war. Das Angebot einer Plattenfirma, einen vollständigen Mahler-Zyklus innerhalb von zwei Jahren einzuspielen, lehnte er ab und setzte in jeder Spielzeit als Chefdirigent des Royal Concertgebouw Orchesters jeweils nur eine Symphonie des Komponisten auf den Spielplan. Neben den Chefdirigenten Claudio Abbado und Sir Simon Rattle hat seit den 1990er-Jahren nur Bernard Haitink alle neun vollendeten Symphonien von Mahler mit den Berliner Philharmonikern aufgeführt. Die Konzertreihe ist vollständig in der Digital Concert Hall verfügbar.
© 1992 EuroArts Music International, brilliant media, SFB in association with Philips Classics
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