Herbert Blomstedt dirigiert Schubert und Beethoven
Herbert Blomstedts Credo lautet, lieber »weniger Werke zu dirigieren, an denen aber gründlich zu arbeiten«. Schon deshalb werden seine Interpretationen zuverlässig zu Ereignissen. Blomstedt gehört zu den langjährigen künstlerischen Freunden der Berliner Philharmoniker. Franz Schubert dirigiert er hier allerdings zum ersten Mal. Neben dessen Dritter steht Beethovens Siebte auf dem Programm. Was die beiden Werke eint? Ihre mitreißend optimistische Stimmung.
»Dirigent zu sein, ist ein guter Beruf, um alt zu werden, denn es ist immer eine Herausforderung – und Herausforderungen braucht man, wenn man älter wird.« Das sagt Herbert Blomstedt, Jahrgang 1927, der hier seine langjährige Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern mit ungebremster Energie und Vitalität fortsetzt.
In Blomstedts maßstabsetzenden Interpretationen verbinden sich analytische Präzision mit einer Innigkeit, die die Musik zu pulsierendem Leben erweckt. Schließlich arbeitet der schwedisch-amerikanische Maestro vor einer Aufführung jede Partitur eingehend aufs Neue durch, auch wenn er sie schon viele Male vor begeistertem Publikum dirigiert hat: ein Lernender, selbst mit 95 Jahren. »Ich mache viele Notizen, denn ich studiere die Partituren sehr genau, damit jede Note ihren besonderen Sinn bekommt.« Demut und Bescheidenheit prägen sein Auftreten – die gängigen Klischeevorstellungen, die mit dem Dirigentenberuf einhergehen, widerlegt Blomstedt in vielerlei Hinsicht.
Dennoch gibt es in diesem Konzert eine Premiere, da Blomstedt erstmals am Pult des Orchesters eine Symphonie von Franz Schubert dirigiert: die Dritte mit dem vielleicht spritzigsten Finale aller Schubert-Symphonien – im beschwingten Buffo-Ton einer Rossini-Ouvertüre. Ausgelassen bleibt es an diesem Abend auch mit Beethovens furioser Siebenten Symphonie, die mit einem Finale voller überschäumender Energie ausklingt.
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