Johannes Brahms II: Orchester- und Vokalwerke, Serenaden, Tänze
Unsere zweite Playlist zum Werk von Johannes Brahms widmet sich seinen Kompositionen jenseits der dominierenden Gattungen: Neben den berühmten Ungarischen Tänzen und den Haydn-Variationen gehören dazu auch kaum bekannte Werke. So sind in dieser Auswahl von philharmonischen Aufführungen mit Dirigenten wie Claudio Abbado, Christian Thielemann und Daniel Barenboim auch die dramatische Kantate Rinaldo, zwei Konzertouvertüren und Kompositionen für Chor und Orchester zu erleben.
Im Konzertrepertoire ist Johannes Brahms vor allem mit seinen Symphonien und Solokonzerten präsent. Dass sich in seinem Schaffen viele weitere originelle Orchesterwerke finden, verdeutlicht diese Playlist mit Interpretationen der Berliner Philharmoniker. Hierzu gehören die Haydn-Variationen op. 56, die Daniele Gatti in einer gefeierten Aufführung 2014 dirigierte. In den Variationen auf das eigentümlich melancholisch eingefärbte, möglicherweise gar nicht von Haydn stammende Thema erweist sich Brahms als unübertrefflicher Konstrukteur und Stimmungszauberer zugleich – so zum Beispiel im hinreißend tänzerischen Grazioso der siebten Variation. Das Werk gehört ebenso wie die beiden Orchester-Serenaden von 1860 zu der beschwerlichen Annäherung des Komponisten an die Gattung der Symphonie. Die zweite Serenade ist durch den Verzicht auf Geigen von einem besonders ungewöhnlichen und reizvollen Orchesterklang geprägt.
Brahms’ symphonisches Schaffen verfügt nicht nur über eine Vor-, sondern auch eine Nachgeschichte in Gestalt der von Arnold Schönberg eingerichteten Orchesterfassung des ersten Klavierquartetts – sie könnte Brahms’ Fünfte Symphonie sein. Schönberg bezeichnete den Kollegen entgegen dem Zeitgeist der musikalischen Avantgarde als einen »Fortschrittlichen« und leitete damit eine Neubewertung seiner Stellung in der Moderne ein.
Man übersieht leicht, dass die weitaus umfangreichste Gruppe im Schaffen Brahms’ seine Vokalwerke darstellen. Neben Klavierliedern schrieb der Komponist auch zahlreiche Chorstücke. Zuletzt war bei den Berliner Philharmonikern eine Auswahl – darunter die Vertonung von Schillers Trauergesang Nänie – mit dem Rundfunkchor Berlin und unter der Leitung von Christian Thielemann zu hören. Die Herren desselben Vokalensembles wirkten auch in der von Claudio Abbado dirigierten Darbietung der Kantate Rinaldo mit, bei der Jonas Kaufmann in der Titelrolle glänzte. Näher als in diesem leidenschaftlich bewegten, selten aufgeführten Werk ist Brahms der Gattung der Oper niemals gekommen.
In dieser Playlist dürfen selbstverständlich auch die Ungarischen Tänze nicht fehlen. Von den in zwei Lieferungen vorgelegten, ursprünglich für Klavier gesetzten 21 Tänzen hat der Komponist selbst drei orchestriert. Iván Fischer dirigierte bei den Philharmonikern seine eigenen Bearbeitungen der Nummern 11 und 15. Johannes Brahms, der in seiner Jugend in Tanzlokalen spielte, hat – seinem Ruf als überaus seriöser Komponist zum Trotz – auch der Unterhaltungsmusik zeitlebens die Treue bewahrt.
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