Simon Rattle dirigiert Haydn, Schubert und Hosokawa
In Haydns Symphonie Nr. 99 und Schuberts Großer Symphonie C-Dur lässt sich ebenso klangschön wie dramatisch der Weg von der Wiener Klassik zur Romantik nachvollziehen. Toshio Hosokawas Hornkonzert wiederum – hier als Uraufführung zu erleben – ist zwar ein Werk unserer Zeit, aber immer noch von zarten Anklängen an die romantische Musik durchweht. Sir Simon Rattle dirigiert, Solist ist Stefan Dohr, Solohornist der Philharmoniker.
Symphonie und Solokonzert gehören zu Gattungen, die scheinbar unverrückbaren Mustern folgen, in denen Themen und Tonarten nach festen Regeln musikalische Architekturen formen. Dass dem nicht so sein muss, zeigt dieses Konzert mit den Berliner Philharmonikern und Sir Simon Rattle.
Der hat Haydns Umgang mit der symphonischen Form einmal als »wunderbare Mixtur aus Freude am Spiel und an der Überraschung« bezeichnet: »Man versucht als Dirigent dem Herr zu werden, die Sache zu steuern, und dabei ist der Kerl schon wieder woanders und überrascht einen von hinten. Auch für Hörer ist es eine witzige, ungemein intelligente Angelegenheit, sich auf diesen Irrgarten einzulassen.« Schuberts letzte Symphonie ist ebenfalls reich an unvorhersehbaren Brüchen, wobei die Irritation wohl weniger humorig gemeint ist. Wenn Themen und Strukturen zerbröckeln oder idyllische Szenen sich krachend zur Katastrophe wenden, dann reflektiert Schubert schonungslos die Unsicherheiten des menschlichen Lebens.
Der aus Hiroshima stammende Toshio Hosokawa findet wieder einen eigenen Weg, eine tradierte Kompositionsform neu zu füllen. Moment of Blossoming ist sein neues Hornkonzert überschrieben – eine Huldigung an die in Hosokawas Heimat mythisch verehrte Lotusblume, deren Aufblühen in einem See hier musikalisch zu erleben ist. Solist und Widmungsträger des Werks ist Stefan Dohr, seit 1993 Solohornist der Berliner Philharmoniker.
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