Gustavo Dudamel dirigiert Tschaikowsky und Brahms in der Waldbühne
Bei seinem zweiten Waldbühnenkonzert präsentierte Gustavo Dudamel zum 450. Geburtstag von William Shakespeare neben Tschaikowskys berühmter Fantasie-Ouvertüre Romeo und Julia auch die viel zu selten gespielte Sturm-Fantasie des russischen Komponisten. Nach der Pause stand dann mit Brahms’ Erster Symphonie ein Eckpfeiler der deutschen Spätromantik auf dem Programm.
Zu Tschaikowskys Musik hat der venezolanische Jungstar seit jeher eine ganz besondere Beziehung, da sie von Anfang an sehr präsent ist in der Arbeit der Jugendorchester von »El Sistema«, mit denen und durch die auch Dudamel groß geworden ist: »Wenn Sie die Aufmerksamkeit von Kids erringen wollen, die noch nie in ihrem Leben klassische Musik gehört haben, dann nehmen Sie Tschaikowsky. Seine Kompositionen entwickeln sich auf eine so klare, nachvollziehbare Weise, sie sind bildhaft wie Ballettmusik.« Auch die beiden Werke an diesem Abend lassen vor dem inneren Auge Bilder entstehen: Die Geschichte vom Scheitern des unglücklichen Liebespaars am unversöhnlichen Hass ihrer verfeindeten Familien findet ihren Ausdruck in einer der berühmtesten Melodien der gesamten klassischen Musik, während im Sturm das Meer zum prägenden Element für die Stimmung auf Prosperos Zauberinsel wird.
Nach der Pause erklang dann die Erste Symphonie von Johannes Brahms, mit der sich der Komponist in mühsamer und jahrelanger Arbeit von dem einschüchternden Vorbild Beethovens gelöst hatte. Die Kombination von russischer und deutscher Romantik erwies sich dabei nach Meinung der Berliner Morgenpost als eine überaus glückliche, denn »Dudamel erklärt Brahms und Tschaikowsky zu musikalischen Blutsbrüdern. Er verwandelt die Symphonie des Wahlwieners in vier symphhonische Tableaus, beseelt von packender Rastlosigkeit und luxuriösem Breitbandpathos«. Und der Tagesspiegel zeigte sich begeistert davon, »welche musikalischen Funken sprühen, wenn lateinamerikanisches Feuer und unbeschwerte Jugend auf einen hochveredelten Klangkörper treffen. Da schmeckt die Berliner Luft nicht mehr nach bodenständigem Bier, sondern prickelt wie Champagner«.
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